Marvin Kirchhöfer fährt auf der Ardennen-Achterbahn aufs Podium

Glück und Pech liegen im Motorsport bekanntlich eng beieinander und genau dies musste am vergangenen Wochenende auch die deutsche Motorsport-Nachwuchshoffnung Marvin Kirchhöfer aus Leipzig beim fünften Lauf der GP3 Series 2015 im belgischen Spa-Francorchamps machen.

Der 21-jährige ART Pilot startete zunächst sehr gut nach der Sommerpause in das GP3 Wochenende, was im Rahmen des Großen Preis der Formel 1 von Belgien unter ungewöhnlich dauerhaften sommerlichen Wetterbedingungen ausgetragen wurde.

Am Freitag suchte man Kirchhöfer im freien Training vergebens in der Spitze der Zeitenliste, was aber darauf zurückzuführen ist, dass die Top-Fahrer die Longruns auf dem 7 km langen Achterbahn-Kurs testeten, da man dort noch Nachholbedarf sah.

Im wichtigen Qualifying am Samstagvormittag war die Spitzengruppe wieder dort, wo man sie erwartet hatte. Mit Ghiotto, Ocon, Kirchhöfer und Bernstorff war das Führungsquartett der GP3 Series 2015 auf den Plätzen 1 – 4 der Qualifikation wieder zusammen. Für Marvin Kirchhöfer hätte sogar noch mehr als Platz 3 drin sein können, doch der sympathische Sachse steckte auf seinen finalen Runden im Verkehr, was ihm sogar noch eine unverständliche Strafe einbrachte. Die Stewards entschieden nach dem Qualifying, dass Marvin Kirchhöfer in der Startaufstellung um 3 Positionen zurückversetzt werden sollte, weil dieser angeblich einen Kontrahenten auf seiner schnellen Runde geblockt haben solle. Auch wenn die Videobeweise deutlich zeigten, wie Kirchhöfer selbst behindert wurde und sich quasi in einem „Sandwich“ befand. Doch die Stewards blieben bei ihren Standpunkt und Marvin Kirchhöfer musste sich mit Startplatz 6 zufrieden geben.

Kirchhöfer ließ sich nicht negativ von der Strafe beeinflussen und legte am Nachmittag beim Start zum ersten von zwei Rennen einen sehr guten Start hin. Während das Rennen von zahlreichen Unfällen und virtuellen Safety Car-Phasen geprägt war, konnte Kirchhöfer am Ende freudenstrahlend als dritter aufs Podium steigen. Sieger war Kirchhöfers ehem. Formel3 Teamkollege Emil Bernstorff vor Esteban Ocon. Da der Meisterschaftsführende Luca Ghiotto nur als fünfter ins Ziel kam, konnte Kirchhöfer in der Meisterschaft wieder Punkte gut machen auf den Italiener.

Das zweite und kürzere Rennen am Sonntagmorgen hatte es wieder in sich. Kirchhöfer, der erneut von Startplatz 6 aus ins Rennen ging, konnte gleich nach dem Start wieder einige Plätze gewinnen und auch die Pace des Führenden mitgehen. Wieder gab es einige Unfälle gleich zu Beginn des Rennens. Doch dieses Mal kam das richtige Safety Car raus und führte das Feld wieder zusammen. Nach der Safety-Car-Phase hat Ferrari Junior Antonio Fuoco versucht Kirchhöfer zu überholen und hat ihn dabei geschnitten. Infolgedessen haben sich die beiden Fahrzeuge so berührt, dass Fuoco abgeflogen ist. Als er zurück auf die Strecke kam, hat er das rechte Vorderrad des Leipzigers getroffen und eine Weiterfahrt war nicht mehr möglich für den sympathischen ART Piloten.

„Das Wochenende begann eigentlich wirklich sehr gut für mich. Trotz unverständlicher Strafe nach dem Qualifying, konnte ich doch aufs Podium. Es wäre sicherlich sogar noch mehr drin gewesen ohne Strafe. Das zweite Rennen ist sehr enttäuschend und ich musste es auch erst einmal verarbeiten. Es war ja nicht das erste Mal von Fuoco. Da sollte mal ein bisschen mehr durchgegriffen werden. Er hat schon in Budapest Emil Bernstorff abgeräumt, weil er ihm keinen Platz gelassen hat. Das war in meinen Augen schon sein Fehler. Jetzt hat er wieder mir keinen Platz gelassen. Das ist eigentlich sehr ärgerlich, dass ein Fahrer, der in der Meisterschaft vorne liegt, so abgeräumt wird. Da sollte härter durchgegriffen werden.“ so der enttäuschte Kirchhöfer

Die Meisterschaft hat Kirchhöfer dennoch weiter fest im Blick. Zwar schaue der einzige Deutsche im Feld derzeit nicht auf die Punkte, doch im Vergleich zum gleichen Zeitpunkt des vergangenen Jahres, stehen seine Chancen den Titel nach Deutschland zu holen, besser. Es bleibt also spannend.

In knapp 2 Wochen geht es dann schon weiter nach Monza, zum Großen Preis von Italien. Dies wird zugleich der letzte Auftritt der der GP3 Series auf europäischen Boden sein, bevor es dann nach Sochi, Bahrain und AbuDhabi geht.

A.Dannenberg / Motorsport-Karriere.de